Sieben Inseln und eine Küste zwischen Ems, Weser und Elbe. Die Ostfriesischen Inseln und die vorgelagerte Küste sind eines der beliebtesten touristischen Ziele Deutschlands. Die besonderen klimatischen Bedingungen an der deutschen Nordseeküste gelten als gesundheitsfördernd. Bereits im 19. Jahrhundert nutzten Reisende ihren Aufenthalt an der Küste als Kur-Urlaub, damit ist die Nordsee eine der ursprünglichsten Urlaubsregionen in Deutschland.
Zwei Bundesländer teilen sich die deutsche Nordseeküste: Von der niederländischen Grenze im Westen bis zur Elbmündung im Osten gehört sie zu Niedersachsen. Die Nordfriesische Küste mit den Halligen gehören bis zur dänischen Grenze zu Schleswig-Holstein. Die Ostfriesischen Inseln liegen aufgereiht vor der niedersächsischen Küste. Die Inselgruppe erstreckt sich über rund 90 Kilometer Länge von West nach Ost zwischen den Mündungen von Ems und Jade beziehungsweise der Weser und ist zwischen 3,5 und 10 Kilometer dem Festland vorgelagert. Zwischen den Inseln und dem Festland befinden sich ausgedehnte Wattbereiche, den Inseln vorgelagert liegt das Küstenmeer. Die Inseln, das umgebende Watt sowie das Küstenmeer (Naturschutzgebiet "Küstenmeer vor den ostfriesischen Inseln") stehen in einer engen ökologischen Beziehung. Die Inselgruppe ist Teil des größten und global bedeutsamen Nordsee-Wattenmeeres innerhalb dessen sie mit etwa fünf Prozent Teil des Nationalparkes Niedersächsisches Wattenmeer ist. Das Wattenmeer gehört seit dem 26. Juni 2009 zum Weltnaturerbe der UNESCO und ist damit eine von weltweit einzigartigen Naturlandschaften.
Geografie/Geschichte
Vor 18.000 Jahren war der gesamte Süden der Nordsee bis nördlich der Doggerbank eine Landmasse, Skandinavien lag unter einer dicken Eisschicht. Mit dem Rückzug der Glet-scher vor 10.000 Jahren ging ein Anstieg des Meeresspiegels einher. Im Laufe von Jahrtausenden bewegte sich die Küstenlinie Richtung Süden bis sie die heutige Ausdehnung erreichte. Die Menschen mussten folgen.
Die niederländischen West- und die deutschen Ostfriesischen Inseln sind Barriereinseln. Sie entstanden an den Brandungskanten des Meeres, an denen durch die Brandung Sedimente aufgeschüttet und hinter der durch die brechenden Wellen Sedimente abgetragen wurden. Im Laufe der Zeit sammelten sich so Sandplatten an, die schließlich nur noch von Sturmfluten überschwemmt wurden. Die ersten Pflanzen begannen auf den Sandbänken zu siedeln, das Land verfestigte sich.
Obwohl sie heute befestigte Inseln sind, befinden sich einige von ihnen auch weiterhin in Bewegung. Für die ostfriesische Insel Juist beispielsweise sind seit 1650 fünf verschiedene Kirchplätze nachweisbar, da der Ort des Kirchenbaus mit der sich verlagernden Insel Schritt halten musste. Die benachbarte Insel Wangerooge verschob sich in den letzten dreihundert Jahren einmal um ihre komplette Länge nach Osten. Aufgrund der herrschenden Umweltbedingungen wird auf den Ostfriesischen Inseln an den Westküsten Land abgetragen, während sich an den Ostküsten Sedimente ablagern. Die Westküsten werden deshalb heutzutage verstärkt von den Menschen geschützt (Gott schuf das Meer, der Friese die Küste“). Die Kanäle zwischen den Inseln dienen zum Durchfluss der Gezeiten, so dass dort die Strömung ein Zusammenwachsen der Inseln verhindert.
Die flächenmäßig größte ist die am westlichen Rand gelegene Insel Borkum, die weiteren bewohnten Inseln sind von Ost nach West: Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney - das älteste deutsche Seebad, Juist, Borkum. Eselsbrücken helfen dabei, sich die Reihenfolge der bewohnten ostfriesischen Inseln zu merken (dabei wird das J von Juist zu Vereinfachung durch ein I ersetzt):
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Um an der niedersächsischen Nordseeküste diese Natur zu bewahren, wurde das Gebiet 1986 unter Schutz gestellt. Der 345.000 Hektar große Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ umfasst das zwischen Ems und Elbe liegende Watt, einschließlich der vorgelagerten ostfriesischen Inseln. Im Nationalpark Wattenmeer sind zahlreiche Tier- und Pflanzenarten zu Hause. Unter ihnen die Seehunde, die auf ihren Sandbänken gut zu beobachten sind. Aber auch kleinere Lebewesen, wie der berühmte Wattwurm, den man auf einer Wattwanderung bei Ebbe entdecken kann. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die einzigartige Natur kennen zu lernen, denn die Nationalparkzentren bieten mit Führungen, Spielen und Ausstellungen „Natur zum Anfassen“.
Wirtschaft
Die Bedeutung der Nordsee als Handelszone ist historisch. In Wilhelmshaven entstand 2012 mit dem Ausbau des Jade-Weser-Ports der einzige Containerhafen der Nordsee, der auch von künftigen Containerschiffgenerationen angefahren werden kann.
Wegen sinkender Fangquoten ist die Fischerei, die über Jahrhunderte einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Nordsee war, in ihrer Bedeutung für die Wirtschaft der einzelnen Nordseeanrainerländer zurückgegangen. In den Niederlanden und Dänemark ist die Fischerei nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig. In Deutschland spielt sie dagegen quantitativ keine Rolle. Der Küstenraum ist stark von Landwirtschaft geprägt: Viehzucht, Obstanbau im Alten Land westlich der Elbemündung und Grünkohlkulturen.
Wichtigster Wirtschaftszweig der niedersächsischen Nordseeregion ist allerdings der Tourismus. Die Niedersächsischen Nordseeinseln und die Nordseeküste verbuchen knapp ein Drittel aller Touristen in gesamt Niedersachsen.
Tourismus
Die Ostfriesischen Inseln sind beliebte touristische Ziele. Die günstigen Klimafaktoren von Luft, Temperatur, Wasser, Wind und Sonnenstrahlung aktivieren Abwehrkräfte und Kreislauf, stärken das Immunsystem und wirken heilend insbesondere auf Haut und Atemwege. Sogar ein Urlaub ganz ohne Autolärm ist möglich auf den fünf autofreien Inseln Baltrum, Juist, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Windsurfen, Kitesurfen und Segeln sind wegen des immer vorhandenen Windes beliebte Wassersportarten. Das Wattwandern an den ostfriesischen Inseln ist sehr beliebt, aber auch Angeln und Sporttauchen ist möglich.
Besonders für Familien sind das Klimahaus in Bremerhaven, der Center Parc oder auch die Nordseelagune in Butjadingen lohnende Ausflugsziele.
Musikbegeisterte kommen beim Deichbrand – einem Rockfestival, dass seit 2005 jährlich Mitte August in Cuxhaven stattfindet – auf ihre Kosten.