Seit 1955 zeichnet die World Press Photo Foundation in Amsterdam herausragenden Fotojournalismus und Dokumentarfotografie aus. Die von einer internationalen Jury ausgewählten Aufnahmen zeigen das Geschehen in der Welt in all seiner Vielfalt. Der Wettbewerb ist die Grundlage für eine Ausstellung, die alljährlich durch die Welt tourt. Vom 15. Februar bis 16. März nächsten Jahres ist sie zum bereits zehnten Mal in Oldenburg zu sehen, diesmal sogar vier Wochen.
An bestimmten Ereignissen kommt nicht vorbei, wer sich professionell mit Pressefotografie befasst. Der Ukraine-Krieg ist ein Beispiel, die Klimakatastrophe ein weiteres, ebenso der Krieg im Nahen Osten. Von dort stammt in diesem Jahr das Pressefoto des Jahres. Es zeigt eine trauernde Palästinenserin, die ihre in ein weißes Tuch gehüllte tote Nichte im Arm hält. Fotograf Mohammed Salem machte das Bild kurz nach dem Hamas-Überfall auf Israel im Oktober 2023. Die Juryvorsitzende Fiona Shields lobte die Aussagekraft des Fotos: „Es ist unbeschreiblich bewegend zu sehen und zugleich ein Argument für Frieden, das extrem stark ist, gerade wenn Frieden manchmal wie eine unmögliche Fantasie erscheint.“
Mohammed Salems Aufnahme – eine von mehr als 60.000 eingereichten – lenkt den Fokus auf einen geradezu „ewigen“ Konflikt. Es geht dabei nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, dass Kriege immer auf dem Rücken unschuldiger Menschen ausgetragen werden. Anders als in vielen Jahren zuvor wird der Fotograf des siegreichen Fotos nicht zur Ausstellung nach Oldenburg kommen. „Das lässt sich unter den gegebenen Umständen einfach nicht realisieren“, sagt Claus Spitzer-Ewersmann, dessen Agentur Mediavanti die World-Press-Photo-Ausstellung seit 2016 alljährlich ins Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg holt. Auch diesmal bildet Oldenburg wieder den Schlusspunkt der Tournee.
„Über neun Jahre hinweg hat sich die World-Press-Photo-Ausstellung in Oldenburg zu einem echten Publikumsmagneten entwickelt, der im Laufe der Jahre rund 130.000 Besucherinnen und Besucher angezogen hat – und das trotz zwei Jahren pandemiebedingter Zugangsbeschränkungen”, zeigt sich Dr. Anna Heinze, kommissarische Leitung des Landesmuseums Kunst & Kultur Oldenburg, über die Zusammenarbeit mit Mediavanti begeistert. „Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen sich durch die Ausstellung aktuellen gesellschaftlichen wie auch politischen Themen zuwenden und miteinander in Austausch treten. Der Jubiläumsausgabe im kommenden Jahr wünschen wir ein ebenso interessiertes Publikum und freuen uns schon jetzt auf die Eröffnung der Ausstellung in Anwesenheit des niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs.”
Neben Mohrs wird erstmals auch Joumana El Zein Khoury, die Direktorin der World Press Photo Foundation zur Ausstellungseröffnung nach Oldenburg kommen. Als weiterer Ehrengast hat der australische Fotograf Eddie Jim zugesagt. Sein Bild mit dem Titel „Fighting, not Sinking“ wurde als bestes Einzelfoto in der Region Südostasien/Ozeanien ausgezeichnet und ziert die Titel der Programmhefte und der Plakate zur Oldenburger Ausstellung. Zu sehen ist Lotomau Fiafia, ein Gemeindeältester auf Kioa Island, einem rund 18 Quadratkilometer großen Archipel, das zu den südpazifischen Fidschi-Inseln gehört. Lotomau Fiafia steht mit seinem Enkel John dort, wo seiner Erinnerung nach die Küstenlinie verlief, als er selbst ein kleiner Junge war. Weil der steigende Meeresspiegel den Lebensraum der Menschen im Südpazifik mehr und mehr schrumpfen lässt, steht er bis zur Brust im Wasser.
Die Oldenburger Ausstellung zeichnet sich seit ihrer Premiere durch ein umfangreiches Rahmenprogramm aus, durch das mehr Menschen an Themen wie Pressefotografie und Pressefreiheit herangeführt werden sollen. Dazu gehört die Sonderschau, die gemeinsam mit der global agierenden Initiative The Everyday Projects entwickelt wird. „Exklusiv für Oldenburg haben wir auch im Jubiläumsjahr rund 50 Aufnahmen ausgewählt“, berichtet Organisationsleiterin Lisa Knoll. Thema diesmal: Sport als verbindendes Element von Menschen in aller Welt.
Apropos Sport: Mit Sebastian Wells wird einer besten deutschen Sportfotografen in Oldenburg von seiner Arbeit berichten. Der Berliner zählt zu den Stammgästen bei Olympischen Spielen und großen Meisterschaften. Ebenfalls für einen Fotovortrag wird Bildberichterstatterin Xiomara Bender kommen. Sie war bereits neunmal als Fotografin in Nordkorea und zeigt das Leben und den Alltag in einem Land, das kaum jemand kennt. Neue Erkenntnisse versprechen die diesmal fünf Sonntagsmatineen, für die nun das Woyton in der Langen Straße 1 genutzt wird. „Wir hatten neun Jahre eine wunderbare Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Isensee, wollen jetzt aber etwas Neues probieren. Und da ist das Woyton natürlich eine sehr gute Adresse“, sagt Lisa Knoll.
Einen weiteren Höhepunkt stellt der Besuch der „Lie Detectors“ da. Dabei handelt es sich um eine 2017 gegründete internationale Initiative von Journalistinnen und Journalisten, die in Schulen und bei Lehrkräften über Fake News, Desinformation und Meinungsmache aufklären. Claus Spitzer-Ewersmann: „Das Team wird zwei Tage in Oldenburg sein und in einer Schulkasse, bei der Lehrerfortbildung in der Uni und in einem öffentlich für alle zugänglichen Vortrag die Unterschiede zwischen Tatsache, Meinung, Irrtum und Fälschung verdeutlichen.“ Dank der Förderung durch die EWE AG ist der Zugang zu dieser Veranstaltung kostenlos.
Organisationsleiterin Lisa Knoll verweist auf eine Reihe von Neuerungen im Ausstellungsgeschehen: „Wir haben den Bereich der inklusiven Führungen ausgebaut und arbeiten dabei mit der Stiftung Teilhabe zusammen.“ So wird es neben einem Rundgang mit einer Gebärdensprachdolmetscherin, die Informationen auch an Gehörlose weitergeben kann, auch wieder eine Führung für Blinde und Sehbeeinträchtigte geben. Darüber hinaus können Menschen mit anderen körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen ebenfalls eine Führung buchen. Die Führungen übernehmen zuvor geschulte Mitarbeitende der Gemeinnützigen Werkstätten. Und noch eine Premiere: Erstmals finden sich für geräuschsensible Personen zwei „stille Dienstage“ im Programm, an denen keine Führungen den Besuch stören.
Stabile Eckpfeiler der Ausstellung bleiben die Führungen im Rahmen der Aktion „schule@museum“, auf die sich Schüler:innen der IGS Kreyenbrück und der IGS Flötenteich seit Beginn des Schuljahres vorbereiten. Auch den Audioguide und die Winners Wall wird es wieder geben. Vergrößert hat sich einmal mehr der Kreis der Kooperationspartner. So ist die Werkschule mit einem eigenen Projekt dazugestoßen. Filme und Workshops sind ebenfalls wieder im Programm vertreten.
Eine detaillierte Aufstellung aller Veranstaltungen bietet das Programmheft, dessen gedruckte Version Mitte Januar erscheinen wird. Auf der Website steht die digitale Fassung schon etwas eher zum Download bereit. Da bereits am Montag, dem 2. Dezember, der Vorverkauf für das Rahmenprogramm beginnt, sind dann unter www.worldpressphotoausstellung-oldenburg.de bereits alle Veranstaltungen aufgeführt. Tickets im Vorverkauf gibt es in der Tourist-Information im Lappan, Lange Str. 3, und online über Eventbrite.