Nach sechs Jahren in Folge bereitet das Coronavirus dem Wachstum im Niedersachsentourismus ein jähes Ende. Laut den Erhebungen des Landesamts für Statistik Niedersachsen (LSN) wurden 2020 zwischen Nordsee und Harz lediglich 30,0 Millionen Übernachtungen aus dem In- und Ausland gezählt. Dies entspricht zum Vorjahreszeitraum einem satten Minus von 35,0 Prozent. Die Anzahl der Gäste ist gleichzeitig um 43,4 Prozent zurückgegangen.
Insbesondere der Auslandstourismus ist landesweit dramatisch eingebrochen: Die Anzahl der Gäste ist um 63,2 Prozent gesunken. Die gelockerten Reisemöglichkeiten in der zweiten Jahreshälfte haben zwar im Inlandstourismus regional zu Zuwächsen geführt, insgesamt konnte der Anstieg die Gesamtverluste jedoch nicht ausgleichen. So sind von dem Einbruch alle Reiseregionen betroffen, auch die niedersächsische Nordseeküste mit den Ostfriesischen Inseln, die insgesamt die niedrigsten Verluste hat hinnehmen müssen (-28,9 Prozent bei Übernachtungen). Da die Verluste in anderen Bundesländern jedoch noch höher ausfallen, zieht Niedersachsen im bundesweiten Ranking auf den dritten Platz an Nordrhein-Westfalen vorbei.
„Dieses Ergebnis ist leider nur ein Pyrrhussieg. Der niedersächsische Tourismus kämpft derzeit ums Überleben. Ein zweites Ausnahmejahr wie 2020 werden viele Betriebe trotz der bisher bewilligten Fördersummen für Tourismus und Gastronomie nicht überstehen“, sagt Meike Zumbrock, Geschäftsführerin der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH (TMN). „Das Ziel sollte sein, unter strikter Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitskonzepte schnellstmöglich Lockerungen zu ermöglichen, damit die Betriebe einen Teil der Verluste wieder auffangen und ihre Existenz sichern können.“
Mit Wiederanlaufen des Tourismus steht die Branche dabei vor der Herausforderung, sich an das zu erwartende geänderte Reiseverhalten der Urlauber anzupassen. Dabei dürfte das Thema Sicherheit bei der Auswahl des Reiseziels sowohl in 2021 als auch nach Ende der Pandemie eine große Rolle spielen. Ebenso ist damit zu rechnen, dass der bundesweite Campingurlaub-Boom in diesem Jahr seine Fortsetzung findet. In Niedersachsen hat diese Urlaubsform in 2020 mit 12,0 Prozent Minus die geringsten Verluste erlitten.
Zudem dürfte das Interesse an naturnahem Urlaub weiterhin bestehen bleiben, insbesondere da davon auszugehen ist, dass viele Urlauber auf Flugreisen verzichten und mit dem Auto in den Urlaub fahren werden. Sowohl aufgrund der stärkeren Flexibilität, die das Fortbewegungsmittel im Hinblick auf etwaig kurzfristig notwendige Rückreisen bietet, als auch aus Sorge vor Preissteigerungen sowie vor einer erhöhten Ansteckungsgefahr. Auf diese Weise könnte das Thema Nachhaltigkeit generell stärker in den Fokus rücken. Mit zwei Nationalparks, zwei Biosphärenreservaten sowie vierzehn Naturparks und einem ausgeprägten Angebot an Rad- und Wanderwegen kann das Reiseland Niedersachen von diesen Trends profitieren – insofern die Tourismuswirtschaft den Ausbau weiterer nachhaltiger Infrastrukturen vorantreibt.
Die zu Grunde liegenden Ergebnisse basieren auf Meldungen von Beherbergungsbetrieben mit mindestens zehn Schlafgelegenheiten bzw. mindestens zehn Stellplätzen auf Camping- und Reisemobilstellplätzen. Detaillierte Informationen bis auf Gemeindeebene sind in Kürze in der LSN Online-Datenbank abrufbar: www1.nls.niedersachsen.de/statistik/.
Die vorläufige Jahresbilanz zur Tourismusstatistik 2020 finden Sie demnächst unter https://nds.tourismusnetzwerk.info/inhalte/marktforschung/marktdatenbooklets/booklets-2020