Im Erlebnis-Zoo Hannover entspricht die Inventur ihrem wörtlichen Sinne: Das lateinische „invenire“ bedeutet „finden“. Und bei der jährlich anstehenden tierischen Inventur möchte so manches Tier erst einmal entdeckt werden, das sich seiner Art entsprechend enorm effektiv versteckt. Ist das da im Terrarium ein Blatt oder doch eine getarnte Schrecke? In welcher der sieben Höhlen stecken die Präriehunde? Unter wie vielen der lecker-morschen Rindenstücke haben sich die Madagassischen Fauchschaben zurückgezogen? Es wird gesucht und gezählt, bis auch die letzte kleine Hausmaus gefunden ist. Jetzt steht es fest: Im Erlebnis-Zoo leben 1.729 Tiere in 182 Arten.
Bei dieser besonderen Inventur gibt es Tierarten, die sich leicht zählen lassen, bei anderen braucht es Geschick und Geduld. Die Spitzmaulnashörner gehören zur ersten Kategorie: 1,5 Tonnen schwer und nicht zu übersehen – Kito und Sany sind anwesend. Die Flusspferde dösen gerne regungslos knapp unter der Wasseroberfläche. Auch wenn dann nur Ohren, Augen und Nasen der Tiere zu sehen sind, ist die Zahl schnell ermittelt: Viktoria, Kiboko, Cherry, Himba und Max – macht 5. Und weithin sichtbar sind Jamila und Niobe, die beiden knapp vier Meter hohen Rothschild-Giraffen.
Schwieriger wird es bei den Flamingos, die in einer rosa Wolke an den Tierpflegern vorbeischweben. Noch schwieriger ist es, die freifliegenden Vögel im Urwaldhaus zu zählen, die quirligen Loris im Tropenhaus, die flinken Dominoschaben in der Showarena. Und auch wenn ihr Name es nicht vermuten lässt, sind die Fetten Sandratten eher zierlich und ziemlich wuselig unterwegs – so gar nicht leicht zu zählen. Bis zum Stichtag am 31. Dezember wurden alle Tiere von der Ameise bis zum Zebra und gleichnamigen Fink gezählt. Manche mehrmals. Bis das Ergebnis feststand.
Die Zahlen der Inventur vergleichen die Zoologen mit den Aufzeichnungen des gesamten Jahres. Denn eigentlich wird im Zoo jeden Tag Inventur gemacht: Jeden Tag schreiben die Tierpfleger in ihren Tagesbericht, ob ein Tier geboren, verstorben, ab- oder zugereist ist. Diese täglich ermittelten Zahlen und Ereignisse werden von den Zoologen erst handschriftlich in das sogenannte „Tierbestandsbuch“ geschrieben und dann in eine globale Zootierdatenbank übertragen. Das Ergebnis der Jahresabschlusszählung wird mit den Computeraufzeichnungen und den Aufzeichnungen aus dem Tierbestandsbuch verglichen. Stimmt die Zahl nicht überein, wird in dem betreffenden Bereich noch einmal neu gezählt.
Der Abschluss der tierischen Inventur ist der Jahresbericht, den die Zoo-Kuratoren zusammenstellen. Dieser wird an den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sowie an den Gesellschafter des Zoos und an das Veterinäramt übermittelt. Auf diese Weise ist jedes Tier im Zoo „aktenkundig“.
Zählung der Besucher im zweiten Corona-Jahr
Nicht nur die Tiere, auch die Zoo-Besucher in 2021 wurden gezählt. „Im zweiten Corona-Jahr konnten wir nahezu 700.000 Menschen für Tiere begeistern“, berichtete Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff, „das ist für unser Team und unsere Arbeit vor dem Hintergrund dieses schwierigen Jahres mit seinen besonderen Herausforderungen und stetigen Unsicherheiten ein großes Kompliment.“ Bis zum 20. März war der Erlebnis-Zoo aufgrund des pandemiebedingten Lockdowns komplett geschlossen und dann zunächst nur für Jahreskarten-Besitzer geöffnet. „Mit der exklusiven Öffnung haben wir uns bei all unseren ZooCard-Inhabern bedankt, die uns während der Schließung treu geblieben sind und ihre Jahreskarten zum Teil sogar verlängert haben“, erinnerte Casdorff.
Ab April konnte der Zoo dann wieder für alle öffnen. Um den Besucherstrom und die Anzahl zu steuern, wurden feste limitierte Einlass-Zeitfenster eingerichtet, die die Besucher vorab online mit Kontaktinformationen reservieren mussten. „Es war für uns alle ein sehr schweres Jahr mit vielen Einschränkungen“, so Casdorff. Umso mehr berührte es das Zoo-Team, dass so viele Menschen den Zoo unterstützt haben – mit dem Kauf von Gutscheinen, Jahreskarten und der Übernahme einer Patenschaft, als Zeichen der Verbundenheit: 1.965 Tierfreunde übernahmen im vergangenen Jahr eine Patenschaft oder eine Teilpatenschaft. Besonders beliebt als Patentiere waren Wombatnachwuchs Cooper und Pinguinküken Martin-Marcel. Aber auch der Schmuckhornfrosch, die Farbmaus oder das Perlhuhn fanden viele Paten. Zu Weihnachten waren die Patenschaften für Dominoschaben und Rentiere sehr gefragt. „Ein herzliches Dankeschön an alle, die den Zoo auf die verschiedenste Weise unterstützt haben!“, so der Zoo-Geschäftsführer.
Das Zoo-Team freut sich auf die neue Zoosaison und darauf, wieder viele Menschen für Tiere, ihren Schutz und den Schutz ihrer Lebensräume zu begeistern: „Wir hoffen, dass die pandemische Situation es in diesem Jahr zulässt, mit den Besucherzahlen wieder an die Zeit vor der Pandemie anzuknüpfen und eine Million Besucherinnen und Besucher hier im Erlebnis-Zoo willkommen heißen zu dürfen“, sagte Casdorff.
Tierische Zahlenbeispiele aus der Inventur
3 Eisbären, 6 Elefanten, 9 Drills, 2 Sibirische Tiger, 114 Flamingos, 5 Flusspferde, 14 Erdmännchen, 2 Giraffen, 1 Baumstachler, 6 Waschbären, 2 Wombats, 8 Aras, 8 Nördliche Seebären, 16 Impalas, 13 Pelikane, 6 Gorillas, 5 Bisons, 4 Addax, 3 Pinselohrschweine, 137 Rußköpfchen, 14 Rauwollige Pommersche Landschafe, 14 Kamerunschafe, 1 Ameisenvolk, 2 Bienenvölker
Das größte, kleinste, schwerste, leichteste Tier
- Das größte Tier: Giraffe Niobe ist 4,40 m hoch
- Das schwerste Tier: Elefantenkuh Indra bringt 3,2 t auf die Waage
- Das längste Tier: Tigerpython Lulu ist 2,40 m lang
- Das kleinste Tier: Blattschneider-Ameise Luise ist nur 0,3 cm lang
- Das älteste Tier: Schimpanse Max ist 57 Jahre alt
- Das letztgeborene Tier: Dikdik Emil am 02. Dezember