Eine Frau sitzt auf einem Stuhl in Teheran , © Ahmad Halabisaz
© Ahmad Halabisaz

Neu­er Jahr­gang der World Press Pho­tos


Fotos, die um die Welt gingen, und Aufnahmen, die bis dahin eher wenig beach­tete Themen abbilden: Sie alle sind vom 17. Februar bis zum 10. März in Olden­burg zu sehen. Die jährliche World-Press-Photo-Ausstellung gas­tiert 2024 bereits zum neunten Mal im Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg. Die Ver­anstalter infor­mier­ten jetzt auf einer Pressekonferenz vom Stand der Vorberei­tungen. 

Ein Foto wie ein Keulenschlag. Es zeigt die 32-jährige hochschwangere Ukrainerin Iryna Kalinina, die verletzt auf einer Trage liegt, die Hand schützend auf ihren Bauch gelegt, der Blick leer. Männer tragen sie durch die Trümmer von Mariupol, weg von der bei einem russischen Luftangriff zerstörten Klinik. Ihr Sohn Mi­ron, ukrai­nisch für „Frieden“, kommt tot zur Welt. Iryna selbst stirbt wenig später.

Der ukrainische Fotojournalist Evgeniy Maloletka hat die Szene im Bild festgehal­ten. Er war im März 2022 einer der wenigen Reporter:innen, die die Ereignisse in der ostukrainischen Hafenstadt dokumentierten. Nur ein paar Wochen waren seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs vergangen. Ein Jahr später wird Malo­letka in Amsterdam mit dem World Press Photo Award für das Pressefoto des Jah­res ausgezeichnet. Dabei sei das prämierte Bild das je­nige, „das ich am meisten vergessen möchte“, sagt er. „Aber ich kann es nicht. Und ich darf es nicht.“ Zu wichtig sei das Schicksal der Menschen in der Ukraine, zu wichtig seine Arbeit als Fotojournalist.

Maloletkas Foto – eines von mehr als 60.000 eingereichten – zeigt die ganze Ab­surdität und den Horror des Krieges. Und es setzt damit eine Tradition der siegrei­chen Aufnahmen des nach wie vor weltweit wichtigs­ten Wett­bewerbs im Bildjour­nalismus fort. „Man denke nur an die ikonischen Arbeiten aus dem Vietnam- oder dem Golfkrieg“, zog Claus Spitzer-Ewersmann historische Paralle­len. Seine Agen­tur Media­vanti holt die World-Press-Photo-Ausstellung seit 2016 alljährlich ins Lan­des­museum Kunst & Kultur Oldenburg – 2024 zum neunten Mal. Dabei endet die Ausstel­lungstournee durch rund 100 Standorte in aller Welt erneut an der Hunte.

„Die World Press Photo hat sich in Oldenburg als fester Bestandteil im Ausstel­lungskalender etabliert und führt immer wieder eindrucksvoll vor Augen, wie wich­tig das Museum als Ort von Begegnung und Austausch über gesellschaftlich rele­vante Themen heute ist“, betonte Prof. Dr. Rainer Stamm, Direktor des Lan­desmu­seums, und fügte hinzu: „Ich bin begeistert, wie viele unterschiedliche Men­schen Jahr für Jahr bei uns über die ausgestellten Fotografien ins Gespräch kom­men.“

Anders als in den Vorjahren ziert diesmal nicht das siegreiche Foto die Plakate zur Oldenburger Ausstellung. „Die World Press Photo Foundation in Amsterdam hat gebeten, Evgeniy Maloletkas Bild aus Respekt vor den Toten und ihren An­gehöri­gen nicht in der Werbung einzusetzen“, erklärte Claus Spitzer-Ewersmann. „Dieser Bitte kommen wir natürlich nach.“ Stattdessen gibt es in diesem Jahr erstmals drei Motive auf den Oldenburger Plakaten. Sie stammen vom Italiener Simone Tramon­te, von Ahmad Halabisaz aus dem Iran sowie der Süd­afrikanerin Lee-Ann Olwage.

Die Fotografin, deren Aufnahme The Big Forget den Regionalentscheid für Afrika gewann, wird als Ehrengast der Ausstellungseröffnung in Oldenburg beiwohnen und von ihrer Arbeit berichten. Mit ihrem Projekt lenkt Olwage Auf­merk­sam­keit auf oft übersehene Geschichten über Demenz auf dem afrikanischen Kon­ti­nent. Ihre siegreiche Arbeit zeigt die Gemeindevorsteherin Sugri Zenabu in einem von mehreren umstrittenen „Hexencamps“ in Ghana, wohin an Demenz erkrankte Frauen gebracht wer­den. Einerseits bieten diese Lager Zuflucht und Schutz vor Gewalt, andererseits werden die Bewohnerinnen stigmatisiert und sind anfällig für die Ausbeutung durch lokale Häuptlinge, die an den mit Hexerei verbundenen Prozessen und Ritualen verdienen.

Dass mit Lee-Ann Olwage erstmals eine afrikanische Fotografin zur Eröffnung kommt, erfreut Lisa Knoll besonders. Die Organisationsleiterin der Olden­burger Ausstellung zeichnet seit fünf Jahren für die Sonderschau verantwort­lich. „Wir ha­ben damals begonnen, mit dem Projekt Everyday Africa zusammenzu­arbei­ten. Daraus hat sich eine kraftvolle Kooperation mit der global agierenden Initia­tive The Everyday Projects entwickelt.“ Exklusiv für Oldenburg werden auch im Ju­biläums­jahr rund 50 Aufnahmen ausgewählt, die in der Sonderschau zu sehen sind – als längst unverzichtbare Ergänzung der World-Press-Photo-Ausstellung. Thema dies­mal: kleine Projekte aus aller Welt, die dem Klimawandel entgegenwir­ken.

Knoll machte zudem deutlich, dass sich die Neuerungen des Vorjahres bewährt haben. So wird es wieder die Winners Wall mit allen Sie­gerfotos seit 1955 geben. „Gut angekommen ist auch der Audioguide, für den unser Team Erläuterungen zu den Bildern eingesprochen hat.“ Zudem wird bei zwei Ausstellungsführungen er­neut eine Gebärdensprachdolmetscherin dabei sein, die die Informationen auch an Gehörlose weitergeben kann. Erstmals ist in Kooperation mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen eine Führung für Menschen mit Sehbeein­trächtigungen geplant. Etabliert haben sich inzwischen die Führungen im Rahmen der Ak­tion „schule@museum“, auf die sich Schüler:innen der IGS Kreyenbrück und der IGS Flöten­teich seit Wochen vorbereiten.

Das Rahmenprogramm setzt weitere Akzente. Die Planungen seien fast abge­schlossen, erläuterte Claus Spitzer-Ewersmann und nannte als Beispiel die Sonn­tagsmatineen. „Diese Reihe liegt uns sehr am Herzen, weil hier Foto­talente zeigen, womit sie sich beschäftigen.“ Alle vier Projekte des letzten Jahres wurden im Übri­gen nach der Präsentation in Oldenburg bei über­regionalen Wett­bewerben mit Preisen bedacht. „Das macht uns schon stolz“, unterstrich der Aus­stellungsinitia­tor. Herausragend war dabei der Fotostudent Jonas Kakó aus Han­nover, der kurz nach seiner Matinee erfuhr, dass er das Pressefoto des Jahres im World-Press-Photo-Regionalentscheid für Nord- und Mittelamerika geschossen hatte. „Wir ha­ben ihn daraufhin in diesem Jahr noch einmal eingela­den, sein wunderbares Pro­jekt The Dying River im Schlosssaal vorzustellen“, sagt Spitzer-Ewersmann.

Der Agenturchef freut sich zudem über neue Kooperationspartner. Zur Kulturtafel Oldenburg, der Volkshochschule für die Workshops, dem Cine k für das Filmpro­gramm und der Oldenburgischen Landschaft für Spotlight Oldenburg sind jetzt auch das Studentenwerk Oldenburg und die Sparte 7 des Oldenburgischen Staats­theaters gestoßen. „Gemeinsam er­öffnen wir mit dem Improslam – World Press Photo Edition das nächste SpontanOL-Festival Anfang März.“ Daneben rücken die Woyton-Cafés in der Innenstadt als offizielle Ausstellungscafés auf die Liste der Partner.

Alle Informationen rund um die Ausstellung und die Rahmenveranstaltun­gen wer­den im Programmheft zusammengefasst. Die gedruckte Version wird Mitte Januar erscheinen; auf der Website der Veranstaltung steht die digitale Fassung schon etwas eher zum Download bereit. Zum Abschluss der Pressekonferenz dankte Claus Spitzer-Ewersmann allen Part­nern und Sponsoren für ihr weiterhin großes Engage­ment: „Sie alle ermöglichen es uns seit Jahren, diese herausragende Aus­stel­lung nach Oldenburg zu holen und zu einem absoluten Highlight im Veran­staltungskalender zu machen.“

MEDIAVANTI GmbH

Claus Spitzer-Ewersmann
Donnerschweer Str. 90
26123  Oldenburg
Telefon: +49 441 309 124-0

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