Wechselvoller Rückblick, positiver Ausblick: Die Jugendherbergen im Nordwesten schauen im dritten Jahr der Corona-Pandemie erneut auf ein schwieriges Jahr zurück: Pandemiebedingt zählen die 27 Jugendherbergen im Nordwesten für 2021 lediglich 300.762 Übernachtungen – ein Minus von 57 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. Deutlich positiver fällt dagegen der Blick nach vorne aus: Die Buchungslage für 2022 ist aktuell befriedigend, vor allem bei Klassenfahrten stellen die gemeinnützigen Jugendherbergen einen Nachholeffekt fest.
Verbot von Schulfahrten bis zu den Sommerferien, keine touristischen Übernachtungen bis Mai: „Die Corona-Pandemie hat uns 2021 erneut enorm getroffen, das erste Halbjahr fehlt uns nahezu komplett“, berichtet Thorsten Richter, als Geschäftsführer im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) verantwortlich für die Jugendherbergen im Nordwesten.
Schrittweise Wiedereröffnungen
Nachdem im ersten Halbjahr 2021 fast alle Jugendherbergen in der Region geschlossen waren, erfolgte ab Ende Mai die schrittweise Öffnung der Herbergen: Pfingsten sind die Familien-Standorte an den Start gegangen, in den Sommerferien dann zusätzlich die ersten Gruppenhäuser. „Zu Beginn des neuen Schuljahres kehrten schließlich auch die Schulklassen zurück, sodass wir auch die letzten Standorte öffnen konnten“, so Geschäftsführer Richter. Nach bis zu 17-monatiger Schließzeit waren damit im Sommer 2021 erstmals seit Beginn der Pandemie 24 der 27 verfügbaren Jugendherbergen im Nordwesten am Start.
Dies schlägt sich mit 300.762 Übernachtungen deutlich in der Bilanz 2021 nieder. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 haben die Jugendherbergen rund 695.000 Übernachtungen realisiert, im ersten Pandemie-Jahr 2020 waren es 232.872 Übernachtungen. Während man 2020 einen Einbruch im Schulklassen-Segment um mehr als 94 Prozent hinnehmen musste, sind die Schulklassen-Übernachtungen 2021 zwar wieder leicht gestiegen, aber mit rund 71.271 Übernachtungen noch sehr deutlich unter dem Niveau vor der Krise (2019 = 283.661 Schulklassen-Übernachtungen).
Sondernutzungen in den Jugendherbergen
Neben der Nutzung von Jugendherbergen als Impfzentren (Esens-Bensersiel, Meppen, Osnabrück und Thülsfelder Talsperre) wurden einzelne Standorte zur temporären Unterbringung von Geflüchteten genutzt. Seit Dezember 2021 bis Ende März 2022 wurden die Jugendherbergen Aurich, Bad Zwischenahn und Emden zur Entlastung der niedersächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen genutzt. Die Jugendherberge Bremen ist bereits seit März 2020 bis voraussichtlich Ende November 2022 Unterkunft für besonders schutzbedürftige Geflüchtete. An den vier Standorten werden die Teams der Jugendherbergen durch kommunale Träger und ihre Partner unterstützt.
Beitrag zur Bewältigung der Pandemie-Folgen
Trotz der schwierigen Lage blicken die Geschäftsführung und die Teams in den Jugendherbergen auch auf schöne Entwicklungen und Momente in 2021 zurück. Nach Homeschooling, Distanz- und Wechselunterricht konnten viele Familien sowie vor allem Kinder und Jugendliche wieder neue Kraft in den Jugendherbergen tanken: Etwa im Rahmen des Bundesprogramms „Aufholen nach Corona“, mit dem Kinder und Jugendliche für nur 49 Euro an betreuten Ferienfreizeiten ins „Fußball-Abenteuercamp“ reisten oder zu „Social (Media)-Helden“ werden konnten. Oder in den „LernRäumen“ des niedersächsischen Kultusministeriums, für die die Jugendherbergen in der Region besondere, kostenlose Ferien- und Wochenend-Freizeiten konzipiert haben. Rund 1.700 Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 15 Jahren haben in den Jugendherbergen Aurich, Damme, Lingen, Meppen, Osnabrück, Rotenburg und Verden an über 82 Ferienfreizeiten teilgenommen. Die Freizeiten, „Ab nach draußen!“ oder „Das Englisch-Aktiv-Camp“ stehen beispielsweise für eindrucksvolle Erlebnisse im Bereich Natur, Umwelt, Bewegung und Abenteuer. Der Großteil der Freizeiten wurde von Teamer*innen aus dem eigenen Teamer-Pool betreut. Über die dazugehörige DJH-Teamer-Akademie werden die Honorarkräfte dabei auch auf die besonderen Rahmenbedingungen in der Pandemie geschult. In 2022 wird es – ergänzt um Familienfreizeiten – weitere geförderte Angebote geben.
Nachholeffekt bei Klassenfahrten und befriedigender Forecast für 2022
Erfreulicherweise konnten nach dem Ende des Schulfahrten-Verbotes in Niedersachsen bis Ende Mai 2021 vor allem im September und Oktober letzten Jahres wieder Klassenfahrten stattfinden. „Wir haben von sehr vielen Lehrerinnen und Lehrern gehört, wie wichtig es für die Kids und den Zusammenhalt in der Klasse ist, unbeschwert gemeinsam mit anderen Kindern zu sein – und einfach mal wieder rauszukommen“, berichtet Geschäftsführer Thorsten Richter. Und betont: „Schul- und Klassenfahrten sind kein Luxus oder reiner Urlaub, sondern – besonders in Corona-Zeiten – wichtige Aspekte der Kompetenzentwicklung junger Menschen außerhalb von Schule und Elternhaus.“
Eine Erfahrung, auf die im Frühjahr 2022 abermals viele Kinder und Jugendliche verzichten mussten: Durch das Schulfahrtenverbot des niedersächsischen Kultusministeriums bis zum 2. April mussten viele niedersächsische Schulen leider stornieren.
Aktuell normalisiert sich die Lage – trotz Omikron – wieder: Die Vorausbuchungen ab April 2022 sind zufriedenstellend. Es ist ein spürbarer Nachholeffekt bei Schulen und Familien da. Die Zahl der Vorbuchungen von Schulklassen liegt etwas über dem guten Vor-Corona-Niveau. Die beliebtesten Zeiträume im Frühjahr und Spätsommer/Herbst sind teilweise von den Schulen schon ausgebucht.