Der jährliche Harzer Tourismustag des Tourismusverbandes hat sich als Branchentreff der Touristiker aus der gesamten Region etabliert. Vieles ist in diesem Jahr anders als sonst und so musste dieses Treffen Corona-bedingt leider ausschließlich digital stattfinden. Traditionsgemäß ging der damit verbundenen Mitgliederversammlung des Harzer Tourismusverbandes eine Fachtagung voraus, die sich – wie sollte es aktuell anders sein – mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Tourismus im Harz beschäftigte.
Wirtschaftsfaktor Tourismus – Neuberechnung inkl. Auswirkungen der Corona-Krise
Der Tourismus spielt als Wirtschaftsfaktor in der Harzregion eine wichtige Rolle. Das belegen die Zahlen der neuen Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“ – erstellt vom dwif München. Im letzten „normalen“ Tourismusjahr 2019 generierte der Harz über alle Beherbergungsarten hinweg mehr als 11 Mio. Übernachtungen, zudem konnten über 40 Mio. Tagesgäste begrüßt werden. Das alles bescherte der Region einen Bruttoumsatz über alle Umsatzstufen hinweg von ca. 2,2 Mrd. Euro. Der relative Beitrag des Tourismus zum Primäreinkommen im Harz insgesamt liegt bei 6,4 %. Profiteure der generierten Umsätze sind – fast jeweils zur Hälfte – das Beherbergungs- und Gastgewerbe sowie der Einzelhandel und flankierende Dienstleistungsbereiche. Damit trägt der Tourismus wesentlich zum Erhalt wichtiger Infrastrukturen bei, von denen gleichermaßen Gäste wie Einheimische profitieren. Er ist ein harter und weicher Standortfaktor zugleich – dessen Abhängigkeiten und Wirkungsweisen insbesondere in den Lockdownphasen dieses Jahres deutlich wurden und werden.
Laut Berechnungen des dwif musste der Harztourismus bereits im ersten Lockdown von März bis Mai Umsatzverluste von ca. 400 Mio. Euro verkraften. Schätzungen zufolge werden sich diese Zahlen aufgrund der aktuellen Situation bis Jahresende nahezu verdoppeln.
Der Präsentation des faktischen Zahlenwerkes schlossen sich Erfahrungsberichte wichtiger Tourismuspartner aus dem Harz an. Simon Sosnitza, Abteilungsleiter im Kloster Michaelstein, Gerhard Lenz, Direktor der Stiftung Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft sowie Björn Rosenberg, Direktor des Harzer Kultur- und Kongresshotels in Wernigerode berichteten über den Betrieb ihrer Einrichtungen unter Einhaltung entsprechenden Hygienevorschriften, Abstandsregeln und sonstiger Corona-bedingter Maßnahmen. Carola Schmidt, HTV-Geschäftsführerin, ergänzte den Rückblick mit Ausführungen zur HTV-Arbeit in Zeiten der Corona-Krise. Zum einen agiert der Verband unermüdlich als Interessensvertreter der Tourismusbranche. Er setzt sich im engen Schulterschluss mit seinen Partnern aus anderen Organisationen und Verbänden auf Bundes- und Landesebene dafür ein, dass die gravierenden Auswirkungen der Pandemie für die touristischen Leistungsträger durch entsprechende Unterstützungsangebote abgemildert werden. Zum anderen gilt es durch den intensiven Dialog gesetzgebende Stellen auf Landesebene für die besonderen Belange des Tourismus zu sensibilisieren, um die in Verordnungen und Erlassen integrierten Vorgaben praktikabel und umsetzbar zu gestalten. Aber die Sachlage in der Pandemie ist komplex. Nicht immer können gesteckte Ziele erreicht werden bzw. erfordert das verantwortungsbewusste Abwägen aller Sachlagen oft eine Einsicht in die Notwendigkeit. „Wir durchschreiten gerade ein tiefes, dunkles Tal – aber sobald möglich – starten wir wieder durch,“ so Thomas Brych, Vorsitzender des Harzer Tourismusverbands.
Um diese Zeit durchzustehen, bleibt der dringende Appell an die Regierungen auf Bundes- und Landesebene, die unverschuldet in Not geratenen Akteure im Gastgewerbe, in der Event- und Kulturbranche und in anderen betroffenen Bereichen nicht im Stich zu lassen und zugesagte Hilfen schnell und unbürokratisch auszureichen.
HTV - Mitgliederversammlung
In der anschließenden digitalen Mitgliederversammlung des Harzer Tourismusverbandes am Nachmittag standen traditionsgemäß wichtige Beschlüsse an. Dank einer temporären Gesetzesänderung konnte der Verband diese Beschlussfassung im Vorfeld in schriftlicher Form realisieren. Auch Landrat Thomas Brych, der den Vorsitz des Harzer Tourismusverbandes erst im Oktober vom scheidenden Landrat Martin Skiebe übernommen hatte, ging in seinem Bericht auf die besondere Corona-bedingte Situation ein. Im weiteren Verlauf dankte er Martin Skiebe für die engagierte Arbeit in sieben Jahren an der Spitze des Verbandes. Die persönliche Verabschiedung Skiebes wird – sobald es die Situation wieder zulässt – nachgeholt.
Im Verlauf der Mitgliederversammlung wurden durch die turnusmäßigen Beschlüsse zum Haushalts- und Stellenplan 2021 grundlegende Voraussetzungen für die Arbeit im kommenden Jahr geschaffen. Zudem fanden die Nachwahlen in den Vorstand sowie den Abteilungsvorstand Marketing statt. So folgt Thomas Balcerowski, Landrat des Landkreis Harz, Martin Skiebe im Vorstand. Neu in den Abteilungsvorstand Marketing gewählt wurden Marina Vetter, Geschäftsführerin der GOSLAR marketing gmbh, Karen Ruppelt, Projektleiterin der Tourist-Information Bad Sachsa und Andreas Meling, Geschäftsführer der Wernigerode Tourismus GmbH.
Im Mittelpunkt der Versammlung stand darüber hinaus der Rückblick auf das abgelaufene Geschäftsjahr. Auch unter Corona-bedingten Einschränkungen setzte das HTV-Team ein umfangreiches Maßnahmenportfolio um. Neben mehreren Kampagnen und Marketingaktionen im In- und Ausland, darunter die FERNWEH KAMPAGNE zum Restart des Harztourismus nach dem ersten Lockdown, stand die Umsetzung der Digitalstrategie weiter im Fokus. So wurde nach Befüllung der Datenbankstruktur die neue Webseite fertiggestellt, zusätzliche Ausgabekanäle (Terminals, Alexa-Skill, etc.) freigeschaltet und umfangreicher neuer Content für die zukünftige Vermarktung produziert. Dazu gehören Storytellings, Videoaufnahmen und Erklärfilme. Mit Blick auf die erfreuliche Entwicklung in der Sommersaison konnten zudem zahlreiche Blogger, Influencer und Medienvertreter in der Region betreut werden. Auch die Abteilungen des Verbandes waren aktiv. So durchlief der Harzer-Hexen-Stieg erfolgreich das umfangreiche Zertifizierungsverfahren zum Qualitätsweg Wanderbares Deutschland, die Typisch Harz–Gemeinschaft regionaler Produzenten konnte trotz Corona ihren jährlichen Typisch Harz-Markt in Zusammenarbeit mit der Harzer Schmalspurbahnen GmbH durchführen. Zudem boomt das Weihnachtsgeschäft mit vom Verband aufgelegten Typisch Harz – Genussboxen: Über 600 davon finden in den nächsten Tagen ihren Weg zum Kunden.
Einen detaillierten Überblick über alle Verbandsaktivitäten des Jahres 2020 gibt der HTV-Jahresrückblick, der in Kürze im Servicebereich der HTV-Webseite www.harzinfo.de zu finden sein wird. Mitglieder und Partner erhalten diesen mit der Weihnachtspost.