Die neue Fotoausstellung „Ley-Bude“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg beleuchtet ab Samstag, dem 8. März, den Wandel von Behelfsheimen rund um Hamburg. Die beiden Hamburger Enver Hirsch und Philipp Meuser präsentieren etwa 30 Fotografien, die die Nachnutzung von „Ley-Buden“ aus dem Zweiten Weltkrieg dokumentieren. Am Eröffnungssamstag gibt Enver Hirsch um 15 Uhr eine kostenfreie Führung, ohne Anmeldung. Die Ausstellung bietet bereits vor der Eröffnung der originalen „Ley-Bude“ am 30. Mai im Museum erste Einblicke. Der Museumseintritt beträgt 11 Euro für Erwachsene, für Personen unter 18 Jahren ist er frei. Die Ausstellung ist bis 6. Juli im Hauptgebäude des Museums während der regulären Öffnungszeiten zu sehen. Informationen finden sich unter kiekeberg-museum.de.
Behelfsheime für Ausgebombte
Eine „Ley-Bude“ war ein typisches Behelfsheim, das zwischen 1943 und 1945 vor allem für ausgebombte und evakuierte Familien aus Städten wie Hamburg gebaut wurde. Mit nur 20 Quadratmetern bot sie Platz für bis zu sechs Personen – ohne Bad und mit minimaler Ausstattung. Ihr abschätziger Rufname als „Ley-Bude“ geht auf Robert Ley zurück, den nationalsozialistischen Reichswohnungskommissar. Museumsdirektor Stefan Zimmermann berichtet: „Die ‚Ley-Buden‘ waren als Notlösung gedacht, wurden aber über Jahrzehnte weitergenutzt. Die Fotoausstellung macht sichtbar, wie aus Notunterkünften ein Zuhause wurde – und welche kreativen Wege viele Familien fanden, um sie zu gestalten.“
Fotografien dokumentieren den Wandel
Die Fotoausstellung zeigt, wie die „Ley-Buden" in der Nachkriegszeit sowohl baulich als auch gestalterisch verändert wurden und sich in die Wohnlandschaft einfügten. Viele dienten später als Wochenend- und Gartenhäuschen, wurden als Hühnerställe genutzt oder zu dauerhaften Wohnungen umgebaut. Wer die Fotografien betrachtet, sieht die Lebensbedingungen der früheren Bewohnerinnen und Bewohner. Das reich bebilderte Buch „Behelfsheim“ von Hirsch und Meuser ist im Museumsladen und unter der ISBN 978-3-00-065630-9 für 37 Euro erhältlich.
Über die Fotografen
Enver Hirsch, Jahrgang 1968, dokumentiert urbane Spuren des Alltags, während Philipp Meuser, Jahrgang 1986, das Verhältnis von Mensch und Umgebung erforscht. Beide dokumentieren mit ihren Bildern den Wandel der „Ley-Buden“ und anderer Behelfsheime. Ihr gemeinsames Projekt begann 2017 mit der Frage, ob faszinierende Themen auch vor der eigenen Haustür zu finden sind. Gemeinsam zeigen sie die Mischung aus Improvisation, Pragmatismus und persönlicher Gestaltung dieser besonderen Wohnform. Sie arbeiten international, veröffentlichen in Magazinen und Büchern und lehren Fotografie an Hochschulen.
Ausblick: „Ley-Bude“ als neue Dauerausstellung
Im Freilichtmuseum steht seit April 2023 eine originale „Ley-Bude“, wie sie einst für Einquartierungen im ländlichen Umfeld errichtet wurden. In ihr entsteht eine kleine Dauerausstellung, die zeigt, wie Menschen mit einfachsten Mitteln eine neue Existenz aufbauten. Eröffnet wird sie im Rahmen der Veranstaltung „1945. Der erste Sommer im Frieden“, die vom 30. Mai bis 1. Juni stattfindet. Die „Ley-Bude“ am Kiekeberg wurde 2022 als eine der letzten erhaltenen Behelfsheime der Region aus dem Wald der Lindhorster Heide (Gemeinde Seevetal, Landkreis Harburg) ins Museum gebracht, erforscht und restauriert. Sie ist das erste bauliche Zeugnis im Museum aus dem Zweiten Weltkrieg.