Festival Theaterformen, © Mark Maborough
© Mark Maborough

Fes­ti­val Thea­ter­for­men - Pro­gramm 2023


13 Produktionen von Künstler*innen aus 10 Ländern, ein Festivalzentrum auf der Prinzenstraße und Taube Kultur, die Wellen schlägt

Festivalleiterin Anna Mülter hat heute gemeinsam mit ihrem Team das diesjährige Programm des Festivals Theaterformen in Hannover bekannt gegeben. Elf Tage lang werden im Juni und Juli wieder internationales Theater, Tanz und Performances gezeigt. Mülters dritte Festivalausgabe zeigt aktuelle Stücke zu drängenden Fragen der Gegenwart, in der Körper und Identitäten fragil werden und Gewalt und Kriege Leben zerstören. Die Künstler*innen finden Intimität und Kraft in persönlichen Beziehungen, aber auch in den solidarischen Gemeinschaften, die auf und außerhalb der Bühne entstehen.

Anna Mülter sagt zu der diesjährigen Festivalausgabe in Hannover: „Festival Theaterformen versammelt Künstler*innen mit unterschiedlichen Handschriften, die von ihren eigenen Erfahrungen und Erinnerungen ausgehend Stücke entwickeln und mit dem Publikum darüber in Dialog treten. Mehr Kommunikation ermöglichen wollen wir auch bei unserem Schwerpunkt auf die Kultur Tauber Menschen. Im Rahmen von A Sign For The Future haben wir Künstler*innen eingeladen, die mit visuellen Formensprachen experimentieren und neue, vibrierende Räume für Kunst und Begegnungen schaffen. Genau hier setzt auch unser Festivalzentrum unter dem Motto Making Waves an, das die Prinzenstraße zum Freibad erklärt und dort den (Theater-)Sommer einläutet.“

Das Festivalprogramm 2023 findet auf den Bühnen der Staatstheater Hannover statt sowie auf der Prinzenstraße vor dem Schauspielhaus. Eingeladen sind 13 Produktionen, darunter zwei Uraufführungen in Koproduktion mit dem Schauspiel und der Staatsoper Hannover. Hinzu kommen die Gesprächsreihe Toolbox, ein Labor für Taube Künstler*innen, Workshops sowie Silent Discos.

Falko Mohrs, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur: „Anna Mülter wird mit ihrem Team auch in diesem Jahr Hannover während der Theaterformen in einen kreativen Ausnahmezustand versetzen. Ich freue mich sehr, dass sie mit dem geplanten Festivalzentrum in der Prinzenstraße die beispielgebende Rolle der darstellenden Künste für eine diverse, inklusive und teilhabeorientierte Stadtgesellschaft unter Beweis stellt. Mögen viele Besucherinnen und Besucher zusammenkommen und einen experimentellen Theatersommer erleben!“

Konstanze Beckedorf, Kulturdezernentin Landeshauptstadt Hannover: „Die Theaterformen sind immer ein Ereignis – elf Tage ist die Welt bei uns zu Gast. Die Begegnungen mit Künstler*innen aus unterschiedlichen Nationen, ihre Auseinandersetzung mit aktuellen Themen, ihre Perspektiven sind eine enorme Bereicherung für unsere Stadtgesellschaft. Toitoitoi für alle Veranstaltungen.“

Lavinia Francke, Generalsekretärin Stiftung Niedersachsen: „Das Festival Theaterformen ist alljährlich – ob in Braunschweig oder Hannover – ein Mikrokosmos der internationalen Theaterkunst. Immer nah an Themen, die unsere Gesellschaft bewegen. Innovativ und mit einer klaren Fokussierung auf Barrierefreiheit gelingt es der künstlerischen Leiterin Anna Mülter, neue Zugänge zu schaffen und Perspektiven zu wechseln. Das Programm 2023 ist eine Einladung, die Formensprache tauber Theaterschaffender zu erfahren und sich über eine visuell-taktil geprägte Welt auszutauschen. Kultur für eine vielfältige Gesellschaft im besten Sinn!“

Sonja Anders, Intendantin Schauspiel Hannover: „Mit den Theaterformen zieht zum Ende der Spielzeit wieder geballtes internationales Theater ins Schauspiel Hannover ein. Das ist der denkbar schönste Abschluss einer Spielzeit. Besonders neugierig bin ich auf das Festivalzentrum auf der Prinzenstraße. Und natürlich auf unsere gemeinsame Koproduktion – denn mit Manuela Infantes Was ihr nicht sehen könnt geht auch wieder eine Festival-Produktion ins Repertoire des Schauspiels über. Somit bleibt das Festival auch in der nächsten Spielzeit im Programm sichtbar.“

Zu Beginn geht es hinab in die Unterwelt: Manuela Infante erfindet gemeinsam mit dem Ensemble des Schauspiel Hannover eine Vampirgeschichte
Eröffnet wird das diesjährige Festival am 22. Juni im Schauspielhaus mit einer Koproduktion von Festival Theaterformen und Schauspiel Hannover: Die chilenische Regisseurin Manuela Infante beschäftigt sich in Was ihr nicht sehen könnt – Eine Vampirgeschichte mit dem Mythos des Vampires und unserer Angst vor Krankheit, die wir am liebsten fern von uns im Verborgenen halten.
Manuela Infante ist derzeit eine der wichtigsten Stimmen des lateinamerikanischen Theaters und bereits zum dritten Mal beim Festival Theaterformen zu Gast. 2021 zeigte sie in Hannover ihr Stück How To Turn To Stone.

Erste inklusive Musiktheaterproduktion zusammen mit der Oper: ZER-BRECH-LICH
Die erste gemeinsame Produktion zwischen der Staatsoper Hannover und dem Festival Theaterformen seit 2004 ist ein Musiktheater des Schweizer Choreografen Alessandro Schiattarella: ZER-BRECH-LICH erzählt von der Verschiedenheit von Körpern. Drei behinderte Performer*innen erforschen eigene und fremde Identitäten und zeigen, wie der Umgang mit der eigenen Zerbrechlichkeit auch zur politischen Botschaft werden kann. ZERBRECH-LICH ist für jugendliche Zuschauer*innen ab 12 Jahren und Schulklassen geeignet. Koproduktion von Staatsoper Hannover und Schauspiel Hannover in Kooperation mit der Theaterakademie Hamburg. Voraufführung für Schulklassen am 21. Juni, Premiere beim Festival Theaterformen am 23. Juni.

A Sign For The Future – Kulturstiftung des Bundes und Klosterkammer fördern Taube Kultur
2023 stellt das Festival Theaterformen erstmals die Kultur Tauber Menschen in den Fokus, die neue künstlerische Impulse in den Umgang mit Sprache, Körper, neuen Technologien und Gemeinschaft bringt. Als Taube*r Gastkurator*in präsentiert Rita Mazza Performances von Chisato Minamimura, Anna Seymour und Daniel Kotowski, die mit Gebärdensprachen und visueller Kommunikation experimentieren. Taube Menschen gehören einer sprachlichen und kulturellen Minderheit mit einer stark visuell und taktil geprägten Kultur an. A Sign For The Future soll das innovative Potenzial Tauber Kunst sichtbar machen und Begegnungen auf Augenhöhe ermöglichen. Dem herrschenden Vorurteil, das den Verlust des Hörsinns als etwas Negatives in einer hörend dominierten Welt einordnet, stellen Taube Wissenschaftler*innen das Konzept des „Deaf Gain“ entgegen: „Deaf Gain“ meint, dass sowohl Taube Menschen als auch die Gesellschaft insgesamt von der Existenz Tauber Kultur und Gebärdensprachen profitieren können. In Vorbereitung auf die Zusammenarbeit mit Tauben Personen hat ein Teil des Festivalteams ein Jahr lang einen Grundkurs in Deutscher Gebärdensprache absolviert.

Festivalzentrum auf der Prinzenstraße: MAKING WAVES
Wellen schlagen, Veränderung stiften und Aufsehen erregen will das diesjährige Festivalzentrum, das von dem britischen Architekturkollektiv The DisOrdinary Architecture Project gestaltet wird. Auf der Prinzenstraße vor dem Schauspielhaus entsteht eine Plattform für Performances und Begegnungen, für Partys und Gespräche. Ausgehend von Deaf Space und Disability Pride soll ein wirklich zugänglicher Raum für die Vielfalt der Menschen und ihrer Lebensrealitäten geschaffen werden. Die Tauben Architekturexperten Richard Dougherty und Chris Laing setzen die geschwungene Form der Welle ins Zentrum, um die performative und soziale Dynamik der Gebärdensprachen und der Tauben Kultur zum Ausdruck zu bringen. Zum Programm gehören unter anderem Soundmassagen und Silent Discos, bei denen die Musik aus Kopfhörern kommt und über vibrierende Bassgürtel übertragen wird. Der Taube Künstler Daniel Kotowski ist als Feeler unterwegs, um mit den Festivalbesucher*innen über Gefühle zu kommunizieren. Das Festivalzentrum öffnet täglich ab einer Stunde vor Veranstaltungsbeginn. Es gibt auch ein gastronomisches Angebot.

Performance mit Frauen und Personen der LGBTQIA+ Community aus Hannover: Resistencia
Für das Festival Theaterformen lädt das chilenische feministische Kollektiv LASTESIS 30 Frauen und Personen aus der LGBTQIA+ Community Hannovers zu einem gemeinsamen Arbeitsprozess ein, der in einer einmaligen Performance am 1. Juli im Festivalzentrum mündet. Getragen von den Erfahrungen der Teilnehmer*innen, überführt Resistencia queer-feministische Theorien von Judith Butler, Paul B. Preciado und María Lugones in die Praxis. Thema ist die Verteidigung des Rechts auf ein gewaltfreies Leben im Kontext von Kolonisation und Ausbeutung.

Zeitgenössischer Zirkus aus Marokko zum Abschluss: FIQ! (Wach auf!) Den Festivalabschluss im Schauspielhaus machen am 1. und 2. Juli fünfzehn junge Artist*innen aus Marokko. Die Groupe Acrobatique de Tanger zeigt unter der Leitung von Maroussia Diaz Verbèke traditionelle Akrobatik, Tanz und Breakdance bis hin zu Taekwondo und Freestyle-Fußball – Instagram-Videos und politische Rebellion inklusive. Auf der Bühne: 100 Cola-Kisten, ein Motorrad, ein menschliches Trampolin und viele Fußbälle. FIQ! ist ein Abend für die ganze Familie. Aus diesem Grund gibt es am Sonntag, 2. Juli einen Rabatt für Familien ab zwei Personen, die das Stück besuchen möchten.

Zentrales Anliegen: Mehr Barrierefreiheit
Seit 2021 hat das Festival Theaterformen den Prozess der Barrierefreiheit in Gang gebracht. Folgende Angebote für behinderte Zuschauer*innen werden inzwischen bei einigen Vorstellungen ermöglicht:

  • Übersetzung in Deutsche Gebärdensprache (DGS) für Taubes Publikum
  • Audiodeskription und Tastführung für Publikum mit Sehbehinderung
  • Relaxed Performances für neurodivergente Zuschauer*innen (zum Beispiel Autist*innen), die beispielsweise unkontrollierbare Geräusche oder Bewegungen machen oder die durch die strengen Konventionen in Aufführungsräumen (Ruhe, Dunkelheit, Stillsitzen) ausgeschlossen werden
  • Sitzsäcke als alternative Sitzmöglichkeiten
  • Content Notes und Informationen über sensorische Reize, damit Besucher*innen, selbstbestimmt darüber entscheiden können, ob eine Vorstellung für sie barrierearm ist
  • Begleitservice in Kooperation mit dem Kulturschlüssel Niedersachsen

Eine Übersicht des gesamten Programms, weitere Informationen und Tickets gibt es auf www.theaterformen.de. Der Vorverkauf startet am 27. April 2023. Die Eintrittspreise für das Bühnenprogramm liegen zwischen 6 € und 28 €, viele weitere Veranstaltungen sind kostenfrei besuchbar.

Das Festival Theaterformen 2023 ist eine Veranstaltung der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH und wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Landeshauptstadt Hannover und die Stiftung Niedersachsen.

A Sign For The Future wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gefördert durch die Klosterkammer Hannover

Festival Theaterformen | Niedersächsisches Staatstheater Hannover

Frederieke Tambaur
Ballhofplatz 5
30159 Hannover

zur WebsiteE-Mail verfassen