Das Palais Rastede lädt zum Pressetermin anlässlich der Ausstellung "Helene von Oldenburg. Zehn Räume" ein:
- 24. August
- 19 Uhr
- Palais Rastede
1822 hatte Herzog Peter Friedrich Ludwig gegenüber seines Rasteder Schlosses ein Landhaus erworben, das er für seinen Erbprinzen Paul Friedrich August herrichten ließ. Helene von Oldenburg dient das geschichtsträchtige Bauwerk jetzt – runde 200 Jahre später – als Kulisse und Ausgangsort ihrer künstlerischen Arbeit zugleich. Für die Beletage hat sie ein Konzept entworfen, demzufolge sie die einzelnen Räume mit unterschiedlichen Werkgruppen bespielt. Angeregt von der Architektur zeigt Helene von Oldenburg ein Spektrum von Arbeiten aus den Jahren 2012 bis 2023.
Die einzelnen Werkgruppen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Materials, ihrer Techniken und Themen. Im einstigen „Speisesaal“ zum Beispiel sind übergroße Landschaftsaufnahmen zu sehen, an deren Bildrand ein Kompass installiert ist. Weil sich dessen Nadel stets zum magnetischen Nordpol der Erde ausrichtet, zeigt das Instrument jedoch nicht den Ort des Motivs an. Vielmehr gibt die Nadel Auskunft über die Position des Betrachters vor dem Bild. Der eigene Standpunkt in Relation zum Kompass ist die einzige Gewissheit, die wir dem hohen Himmel gegenüber erfahren.
Eine andere Werkgruppe scheint sich auf den ersten Blick ihrer Bestimmung zu entziehen. Dabei thematisieren die Arbeiten eine durchaus verbreitete Angewohnheit, gemeint sind „Anstreichungen“, die wir in Zeitungen, Rechnungen oder Büchern machen. Mal heben wir ganze Absätze hervor, mal markieren wir nur Wörter oder Zeilen – und das mit Bleistift, Rotstift oder ganzseitig per „Eselsohr“. Helene von Oldenburg hat die Anstreichungen ihres Vaters nicht nur untersucht, sondern aus ihrem ursprünglichen Umfeld isoliert. Pixel für Pixel hat sie die zuvor digitalisierten Blätter bearbeitet, den Text gelöscht und einzig die Markierungen stehen lassen. Nachdem diese Striche dann auf Glas gedruckt wurden, verleiht ihnen der Schattenwurf geradezu etwas Körperhaftes.
Erstmalig als Ausstellungsraum genutzt, bespielt Helene von Oldenburg einen schmalen Treppenaufgang, der früher vermutlich als Dienstbotengang fungierte und der Öffentlichkeit bisher unbekannt ist. Platziert werden dort Spuren der Geschichte: Nahaufnahmen von Kratzern, Abplatzungen und Verwerfungen, die aktuell im Palais erst entstanden sind. Allen Bildgegenständen gemein ist ihre sichtbare Zeitlichkeit.
Auch eine Kooperation mit Nacktschnecken ist unter den Exponaten zu finden. Als der Garten Helene von Oldenburgs in einem regenreichen Sommer mit Nacktschnecken übervölkert war, fiel diese Plage zusammen mit der Idee der Künstlerin, etwas zum Thema ‚Vergessen‘ zu schaffen. So legte sie Papiere aus, die sie mit Honig und Bier bestrichen hatte. So unberechenbar wie die Vergesslichkeit selbst, machten sich die Schnecken darüber her.
Insgesamt zehn Werkgruppen sind in der Ausstellung versammelt, jeder Raum bildet eine in sich abgeschlossene Einheit. Begleitend wird ein Katalog herausgegeben, der den Besucherinnen und Besuchern einen näheren Einblick in das Konzept gewährt und von der Künstlerin am 17. September persönlich vorgestellt wird.
Helene von Oldenburgs Arbeiten – vorrangig Installationen und Performances – konzentrieren sich auf die Grenzgebiete von Kunst, Medien und Wissenschaft. Studiert hat sie Freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg mit Diplomabschluss, dem voraus ging ein Studium der Agrarwissenschaft an der Georg-August-Universität in Göttingen mit Promotion zum Dr. agr. in Gießen. Heute lebt die 1953 in Rastede geborene und im schleswig-holsteinischen Güldenstein aufgewachsene Künstlerin in Rastede und Hamburg. Sie stellt ihre Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland aus, darunter Berlin, Göttingen, Kassel, Oldenburg, Wolfsburg sowie Ljubljana, Marseille, Prag und Wien.
Ausstellungsort: Palais Rastede, Feldbreite 23, 26180 Rastede
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag täglich von 14 bis 17 Uhr
Eintritt: 4 Euro, Kinder und Jugendliche frei.
BEGLEITPROGRAMM
- Mi 30.08. — 17 Uhr Ausstellungsrundgang mit Birgit Denizel, Projektleitung
- Mi 06.09. — 17 Uhr Ausstellungsrundgang mit Birgit Denizel, Projektleitung
- So 10.09. — 10 Uhr Tag des offenen Denkmals, Gebäuderundgang mit Bernd Rothlübbers max. 15 Pers., Anmeldungen unter T 04402-863 855 0
- So 17.09. — 15 Uhr Bookrelease, Katalog „ZEHN RÄUME“ und Ausstellungsrundgang mit Helene von Oldenburg
- So 01.10. — 15 Uhr Ausstellungsrundgang mit Dirk Meyer, Oldenburg
- So 15.10. — 15 Uhr Ausstellungsrundgang mit Dirk Meyer, Oldenburg
- So 22.10. — 15 Uhr Finissage und Ausstellungsrundgang mit Helene von Oldenburg und Birgit Denizel, Projektleitung
KINDERPROGRAMM
Innenraum – Außenraum Schachtelbilder mit Meike Becker-Khalfoui, Künstlerin und Kunstpädagogin, max. 6 Kinder (6–10 Jahre)
- Workshop 1 Do 5.10. — 14 bis 17 Uhr Fr 6.10. — 14 bis 17 Uhr
- Workshop 2 Do 12.10. — 14 bis 17 Uhr Fr 13.10. — 14 bis 17 Uhr
Anmeldungen unter T 04402-863 855 0
Die Teilnahme am Begleitprogramm ist kostenlos.