Montagabend im Toornhuus. Hier wo sich romantisch getraut wird, Tee getrunken und geprootet wird, liegen heute Flyer, Blöcke und Stifte. Es ist das Treffen des „Borkumer Platt-Klöttje“. Köpfe werden zusammengesteckt, es wird organisiert, terminiert und finalisiert. Denn auch wenn hier in den Räumen die Zeit ein wenig stillzustehen scheint, so tut sie es nicht für die Platt-Liebhaber. Die Zeit läuft, und immer gibt es etwas zu tun. Planen, organisieren, besprechen – das steht seit Monaten auf der Tagesordnung. Schließlich rücken die „Moije Weken – up Platt“ im September immer näher. In ganz Ostfriesland heißt es: „Septembermaand is Plattdüütsmaand!“, da soll und darf Borkum nicht fehlen. Das erste plattdeutsche Kulturfestival der Insel ist in Sichtweite: Und das klingt nicht nur groß, das ist es ist auch. Das Platt-Klöttje hat sich ordentlich was vorgenommen...
Vom 6. - 21. September 2024 steht die ganze Insel im Zeichen ihres Kulturgutes: dem Borkumer Platt. Und was im Januar als erste Idee in den Köpfen von einigen Platt-Liebhabern reifte, wurde im Austausch mit vielen Borkumer Traditionsvereinen und ehrenamtlichen Helfern über die Monate ein rundes und abwechslungsreiches Programm. Heimatabende mit Musik, Shanties, Döntjes, Kneipentouren, Natur- und Ortsführungen, ja, sogar Yoga-Stunden auf Platt sollen in dieser Zeit nicht nur die Gäste erfreuen. Sie sollen auch die Borkumerinnen und Borkumer daran erinnern, dass man mit „Platt alle Lebenslagen abdecken kann“. So empfindet es Jan Schneeberg und erklärt: „Unser Platt hält so viele wunderschöne Ausdrücke bereit, die man verwenden kann. Wir wollen sie nicht nur bewahren, sondern auch lebendig halten.“ Gemeinsam mit der Plattdeutschbeauftragten der Stadt Borkum, Sabine Homering, rief er kurz nach Corona 2022 das Platt-Klöttje ins Leben. Was aus Liebe zur Sprache begann, ist mittlerweile eine feste Institution in ihren Leben. „Wir sind rund fünfzehn Personen bei uns, der aktive Kern besteht aus zehn“, erklärt Sabine Homering.
Wer einmal eine Veranstaltung geplant hat, der weiß, es gibt unzählige Dinge zu bedenken und berücksichtigen. Hier reden wir allerdings nicht nur von einer, sondern von einundzwanzig, die Sabine Homering, Jan Schneeberg, Gertrud Akkermann-Burmeister, Theda Akkermann, Volker Apfeld, Hayo Bootsmann, Ines Hauseur, Marlies Heeren, Zora Kachel, Marvin Nockel und Nadine Diab-Heinz gemeinsam mit den Vereinen und den Ehrenamtlern von der Idee bis zur Umsetzung planen. Ein Mammutprojekt für die kleine Gruppe, das nur mit viel Herzblut, Engagement, Beharrlichkeit und Geduld umgesetzt werden kann. Denn was andere mit großen Agenturen und Manpower im Rücken stemmen, stellen einige Insulaner selbst auf die Beine. „Wer verteilt die Flyer auf der Strandstraße?“, Sabine Homering blickt in die Runde. Tausende von Flyern gilt es in den nächsten Wochen auf der gesamten Insel zu verteilen. Die Plakate folgen im August. Bei den nächsten Treffen des Platt Klöttjes werden die einzelnen Veranstaltungen noch einmal bis ins Detail besprochen, besonders die beiden Highlights, der „Börkum Avend“ im Upholmhof-Biergarten und der „Moije Avend“ im Heimatmuseum, mit einem großen Angebot an Darbietungen müssen koordiniert werden. Drinnen ist für heute alles besprochen, draußen werden noch die Flyer herausgegeben. Es kann los gehen. Gemeinsam noch einen Moment vor dem Alten Turm auf den Bänken genießen. „Platt ist eine besonders schöne Sprache, um sich direkt näher zu kommen“, sagt Sabine Homering. Alle lächeln. Genau in diesem Moment scheint die Sonne auf den Olde Toorn, taucht auch die Bänke in warmes Abendlicht. Wenn das kein Zeichen ist...Wat moij!
BU: Jan Schneeberg, Sabine Homering, Renate Michaelis, Marlies Heeren, Gertrud Akkermann-Burmeister und Theda Akkermann sind einige von den Borkumer Platt-Liebhabern, die Borkums erstes Kulturfestival vorbereiten.