Nachdem die Veranstalter das ursprünglich für Februar geplante Festival coronabedingt verschieben mussten, laufen die Vorbereitungen nun auf Hochtouren. Der neue Termin der 35. Musikwoche Hitzacker ist der 30. April bis 9. Mai 2021. Der Künstlerische Leiter Albrecht Mayer ist überzeugt: „Dem diesjährigen Thema ‚Ouvertüre‘ kommt eine sehr besondere Bedeutung zu. Denn nicht nur unser Programm konzentriert sich auf das musikalische Genre. Ouvertüre ist gleichermaßen auch als Wieder-Eröffnung des musikalischen Lebens in der Region nach den langen Monaten der Einschränkungen zu verstehen.“ Um die geltenden Abstandsregeln einhalten zu können, finden alle Konzerte in diesem Jahr ausnahmslos im Kultur- und Tagungszentrum Verdo statt. Darüber hinaus prüfen die Veranstalter derzeit Möglichkeiten, die Konzerte auch auf digitalem Weg über ein Live-Streaming einem breiten Hörerkreis zugänglich zu machen.
„Große, romantische Ouvertüren mit Orchesterbesetzung, wie wir sie bei Wagner oder Tschaikowski finden, können wir aufgrund der aktuellen Situation in unseren Programmen in diesem Jahr nicht berücksichtigen. Allerdings gibt es eine äußerst umfangreiche Auswahl an kleiner besetzten Genrebeiträgen, besonders jene von Johann Sebastian Bach, die wir in verschiedenen Formaten präsentieren“, erläutert Markus Bröhl, Künstlerischer Planer der Musikwoche Hitzacker.
Bach-Ouvertüren und solche seiner Zeitgenossen erklingen vielfach in Konzerten der 35. Ausgabe des Festivals. So zum Beispiel im Kammerkonzert „Ouvertüren I“ am 2. Mai mit dem fantastischen Alte-Musik-Ensemble NeoBarock, das sich aus ehemaligen Mitgliedern von Musica Antiqua Köln zusammensetzt. Die Künstler werden unter anderem die Ouvertüren-Suite zu „Les Indes galantes“ von Jean-Philippe Rameau in einer Bearbeitung von Michel Blavet sowie das Trio für Violine, obligates Cembalo und Violoncello G-Dur von Johann Philipp Kirnberger vortragen, das mit einer Ouvertüre eröffnet. Auch am Klavierabend mit dem Pianisten Martin Stadtfeld am 3. Mai wird das diesjährige Thema der Musikwoche unter anderem mit Bachs Französischer Ouvertüre h-Moll BWV 831 bedacht. Neben Werken von Georg Friedrich Händel steht noch eine weitere Ouvertüre von Bach auf dem Programm, die dieser 1731 in der „Clavierübung I“ veröffentlichte.
Am Vormittag des 5. Mai präsentieren sich die hochtalentierten Jungmusiker Tom Oltmann (Trompete) und Julian Becker (Klavier/Komposition) dem Publikum im Kammerkonzert „Aufgehende Sterne“ mit einem vielseitigen und abwechslungsreichen Programm. Mit Johann Sebastian Bachs Ouvertüre französischer Art in h-Moll für Klavier erwartet die Zuhörer ein komplexes Wunderwerk. Albrecht Mayer selbst wird am 7. Mai mit dem Cembalisten Vital Julian Frey und der Geigerin Liza Ferschtman zur Eröffnung des Kammerkonzerts „Ouvertüren II“ fünf Sätze aus einer der Suiten spielen, die Johann Sebastian Bach nach deren jeweils erstem Satz benannte: „Ouvertüre“. Darüber hinaus sind unter anderem Werke von Eugen Ysaÿe und Maurice Ravel zu hören. Im Gesprächskonzert am 8. Mai steht ein Satz aus Bachs „Goldberg-Variationen“ für Cembalo solo am Beginn: Es ist die 16. Variation (Veränderung), die in Gestalt einer „Ouvertüre“ den Beginn des zweiten Teils markiert. Dargeboten wird diese von Vital Julian Frey, der im weiteren Verlauf des Konzerts auch mit Countertenor-Star Valer Sabadus und Albrecht Mayer musiziert. Am 8. Mai bringt das renommierte Blockflötenensemble Flautando Köln zudem barocke Elemente ins Spiel. Gleich zu Beginn ist die Ouvertüre aus der Suite in A minor, TWV 55a2 zu hören, die Georg Philipp Telemann ursprünglich für Blockflöte, Streicher und Basso continuo komponierte.
Die „Ouvertüre“ der 35. Musikwoche Hitzacker, das Eröffnungskonzert „Exsultate, jubilate“ am 1. Mai, steht ganz im Zeichen Wolfgang Amadeus Mozarts. Sophie Dervaux, Solofagottistin der Wiener Philharmoniker und des Wiener Staatsopernorchesters, und die The New Mozart Players werden gemeinsam mit Albrecht Mayer bzw. unter seiner Leitung musizieren. Die Fagottistin ist auch in kammermusikalischem Rahmen am 2. Mai unter anderem mit Albrecht Mayer und Raphaël Sévère (Klarinette) sowie dem Pianisten Benjamin Moser zu erleben. Gemeinsam werden die Künstler Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Francis Poulenc und Ludwig van Beethoven und spielen. Dessen Trio für Klavier, Oboe und Fagott lässt im ersten Satz eine Ouvertüren-Parodie erkennen. Die prächtige Eröffnung des Abschlusskonzerts am 9. Mai mit Albrecht Mayer und dem Staatsorchester Hannover bietet mit der Ouvertüre zu „Il matrimonio segreto“, einer Opera buffa von Domenico Cimarosa, den letzten Genre-Beitrag zum diesjährigen Festivalthema.
Darüber hinaus wird es Formate geben, die unterschiedliche Stile mischen. Hierfür steht die Sängerin Lisa Bassenge, die mit ihrem Trio am 5. Mai in jazzigen Arrangements den „Müttern“ der Popmusik huldigt. Crossover bietet auch das Konzert „RollOverBeethoven – Revolution“, in dem Eckart Runge (Violoncello) und Jacques Ammon (Klavier) am 6. Mai berühmte Melodien Beethovens und arrangierte Kompositionen innovativer Ikonen des Rock, Pop und Jazz schwungvoll präsentieren. Den Bogen zur ersten Musikwoche Hitzacker unter Albrecht Mayers Leitung wird das Rezitationskonzert „Pastorale“ schlagen, dem Thema des Festivals im Jahr 2016. Der Pianist Hinrich Alpers wird Beethovens gleichnamige Sinfonie in Liszts Gewand vortragen, ergänzt um eigene Betrachtungen. Am 30. April, dem Vorabend des Eröffnungskonzerts, liest der Dresdner Kabarettist Friedrich-Wilhelm Junge unter dem Titel „Das Loch in der Brücke“ groteske Kurzgeschichten von Sławomir Mrożek, die Ive Kanew (Saxofon) und Michael Fuchs (Klavier) musikalisch untermalen.