Die deutsche Wiedervereinigung, knapp ein Jahr nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989, öffnete Millionen internationaler Touristen die Möglichkeit, ungehindert Natur und Kultur auch in den neuen Bundesländern zu erleben. Das Reiseland Deutschland wurde größer und vielfältiger.
In den Folgejahren flossen erhebliche öffentliche und private Mittel in die touristische Infrastruktur in ganz Deutschland. Der Bund investierte über die Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ rund 40 Milliarden Euro in Autobahnen, Fernverkehrsstraßen und Schienenwege*. Nationale und internationale Hotelgesellschaften sowie unabhängige Unternehmer entwickelten eine wettbewerbsfähige Hotellerie und Gastronomie. Gesamtdeutsch stehen heute inklusive Camping über 50.000 Beherbergungsbetriebe mit rund 3,7 Millionen Gästebetten zur Verfügung**.
Die überwiegend mittelständisch geprägten Tourismusunternehmen tragen mit 105 Milliarden Euro rund vier Prozent zur Bruttowertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft bei und stehen für rund drei Millionen Arbeitsplätze***. 2019 lag das Reiseland Deutschland mit 60,8 Millionen Reisen im zehnten Jahr in Folge auf dem zweiten Platz als Zielmarkt der Europäer – nach Spanien und vor Italien und Frankreich. ****
Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT): „30 Jahre Deutsche Einheit belegen eindrucksvoll, wie eng touristische Attraktivität, wirtschaftlicher Erfolg und Standortentwicklung miteinander verknüpft sind.“
Starke Position für das Reiseland Deutschland im internationalen Wettbewerb
Die DZT vermarktet weltweit Städte und Kultur sowie Natur und Erholung als zentrale Markenelemente des Reiselandes Deutschland. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung begründen aufwändig restaurierte Sehenswürdigkeiten von historischer und kultureller Bedeutung in den neuen Bundesländern sowie neue touristische Anziehungspunkte in den Metropolen der alten Bundesrepublik die Positionierung Deutschlands als Kultur- und Städtereiseziel Nummer 1 in Europa sowie als Ganzjahresziel.
Als Natur- und Aktivreiseziel punktet Deutschland mit intakter Natur und einem vielfältigen Angebot, beispielsweise 200.000 Kilometern Wanderwege und 70.000 Kilometern Radfernwege. Mehr als ein Drittel der Landesfläche steht als Nationale Naturlandschaft unter besonderem Schutz. Landschaft und Natur sind laut Qualitätsmonitor Deutschlandtourismus für internationale Gäste das TOP-4-Entscheidungskriterium, Deutschland als Reiseziel zu wählen. Damit gewinnt Deutschland Platz 2 als Naturreiseziel bei den weltweiten Reisen der Europäer.
Bis 1989 konnten acht Orte in der alten Bundesrepublik mit dem Titel UNESCO-Welterbestätte werben, heute sind es im wiedervereinigten Deutschland 46. Fast ein Drittel dieser bedeutenden Zeugnisse der Menschheits- und Kulturgeschichte befinden sich in den neuen Bundesländern.
Im internationalen Geschäftsreisetourismus präsentiert sich Deutschland als Messestandort Nummer 1 weltweit sowie als führende Tagungs- und Kongressdestination Europas.
Petra Hedorfer: „Diese Wettbewerbsposition im Incoming-Tourismus gilt es nun durch eine Corona-Recovery-Strategie, die auf die Stärken des Markenkerns des Reiselands Deutschland einzahlt und mit qualitativ hochwertigen Angeboten punktet, zu behaupten.“
Engagement für Nachhaltigkeit
Die Balance aus Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung ist Kern der DZT- Nachhaltigkeitsinitiative, mit der die Organisation den Markenkern erweitert und Zukunftschancen für die touristische Vermarktung des Reiselandes Deutschland realisiert.
Das belegen starke Positionen wie der fünfte Platz im Sustainable Development Goals-Index (SDG) von 2020, der die Nachhaltigkeitserfolge von mehr als 190 Ländern im internationalen Vergleich abbildet. Vier deutsche Großstädte sind unter den Top 20 des Sustainable Cities Index von Arcadis gelistet. Im Travel & Tourism Competitiveness Index des World Economic Forum belegt Deutschland unter Umweltaspekten bereits seit mehreren Jahren vordere Plätze.
Herausforderung Corona
Im Frühjahr 2020 brachte der Ausbruch der Corona-Pandemie die weltweiten
Reiseströme in kürzester Zeit zum Stillstand. Damit ist im 30sten Jahr nach der Wiedervereinigung auch der deutsche Incoming-Tourismus mit einer nie dagewesenen Herausforderung konfrontiert. Nach Analysen von Tourism Economics werden die internationalen Übernachtungen im Vergleich zu 2019 um mindestens 51 Prozent zurückgehen. Das entspricht 44,1 Millionen Ausländerübernachtungen und damit etwa dem Ergebnis des Jahres 2004.
Auf der anderen Seite kann Deutschland während der Krise im internationalen
Wettbewerb punkten. Das bestätigen vorab veröffentlichte Ergebnisse des Anholt-Ipsos Nation Brands Index (NBI) 2020. Demnach steht Deutschland an der Spitze von 20 Reiseländern, in die internationale Touristen in den kommenden fünf Jahren trotz der aktuellen Situation am liebsten reisen würden. Zugleich bescheinigt die Umfrage Deutschland die Führungsposition unter dem Aspekt Krisenmanagement im Gesundheitssystem.
* Quelle: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, 2016. ** Quelle: destatis, Stat. Jahrbuch 2019. *** Quelle: BMWi. **** Quelle: IPK International 2019